Libelle des Jahres 2020 – Speer-Azurjungfer

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die GdO haben die Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) zur Libelle des Jahres 2020 gekürt. Diese Art war es auch schon einmal 2013, aber die anhaltenden Rückgänge sind besorgniserregend und daher soll die erneute Nennung verdeutlichen, dass mehr geschehen und konkret umgesetzt werden muss.

Die Speer-Azurjungfer ist eine in ganz Deutschland seltene Kleinlibelle, deren Bestände in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen sind und die in vielen Landesteilen auszusterben droht. Wie auch bei anderen moorbewohnenden Arten ist dabei vor allem der Rückgang im Flachland typisch.
Die Gefährdungsursachen sind neben möglichen Effekten des Klimawandels (u.a. Austrocknung gerade der Verlandungs- und Flachwasserzonen) vor allem im Verlust der Lebensräume sowie deren Veränderung durch Eutrophierung und damit verbundener Verlandung zu suchen. Diese Wirkungen bedingen und verstärken sich gegenseitig und in Kombination mit einer ohnehin schon gegebenen Seltenheit erhöht sich die Aussterbewahrscheinlichkeit.

Diese Art ist nicht einfach zu bestimmen und vor allem das Weibchen kann mit verwandten Kleinlibellenarten (z.B. der Hufeisen-Azurjungfer – Coenagrion puella oder der Mond-Azurjungfer – C. lunulatum) verwechselt werden. Arttypisch sind die grün gefärbten Augenunterseiten und ein namensgebendes speerförmiges Abzeichen auf der Oberseite des zweiten Hinterleibsegmentes beim Männchen bzw. die typische Form der Vorderbrust-Hinterrandes beim Weibchen.

Die Art hat ein nach Norden und Osten weitreichendes Gesamtareal, stößt aber in Mitteleuropa an ihre westliche und südliche Verbreitungsgrenze von wenigen Vorposten in Schottland, Südfrankreich und auf dem Balkan abgesehen, wo sie vor allem höhere Lagen besiedelt. In Deutschland liegen Verbreitungsschwerpunkte im Norddeutschen Tiefland, dem Östlichen Mittelgebirge, dem Südwestdeutschen Stufenland und dem Alpenvorland.

Typische Primärhabitate sind Hoch- und Übergangsmoore sowie nährstoffarme Flachmoore. Daneben besiedelt die Art auch extensiv genutzte Teiche und andere, meist künstliche Formen flacher, nährstoffarmer Gewässer (u.a. Heideweiher). Wesentliches Strukturelement sind Flachuferbereiche und Verlandungszonen mit lückiger, niedrigwüchsiger Vegetation aus Seggen, Binsen und Wollgräsern.
Der Lebenszyklus der Art in Deutschland ist einjährig und die Phänologie kennzeichnet eine kurze Flugzeit, die abhängig von der Höhenlage von Mai oder Juni bis Juli resp. August andauert.

Notwendig zum Schutz und zur Erhaltung dieser z.B. nicht direkt durch die FFH-Richtlinie geschützten Art sind eine konsequente Erfassung und ein Monitoring der noch vorhandenen Vor-kommen und gezielte Artenhilfsprogramme zur Stabilisierung und Förderung dieser Populationen, u.a. durch Extensivierung von Teichbewirtschaftung, Neuanlage nährstoffarmer Flachgewässer und Schutz der noch erhaltenen Moore vor Nährstoffeintrag.

Aufruf an alle GdO-Mitglieder:
Bitte versucht in 2020 alle bislang bekannten Vorkommen zu überprüfen und gebt die Daten auf Landesebene an die zuständigen Stellen weiter. Wenn es keine geeignete Stelle gibt, bitte an melden.
Im Voraus besten Dank!
Klaus-Jürgen Conze